Ein Erfahrungsbericht
Erster Teil:
Seinen Schrei werde ich nie vergessen. Lange habe ich davon geträumt.
Er war zwar der Erste, der es sah, akzeptieren konnte er es aber erst später. Sein Schrei wird für mich immer der Moment bleiben, in dem sich alles verändern würde.
Wie oft habe ich diesen, unseren Schicksalstag, vor meinem inneren Auge abgespielt.
Manchmal freiwillig. Meistens aber geplagt von Bildern, Schreien und Gerüchen.
Ich hatte es sofort verstanden. Während sich die anderen zu fangen versuchten, war mir bewusst, dass es kein Zurück mehr geben würde.
Es gab keinen Ausweg. Keine Lösung.
Inmitten des tobenden Chaos plante ich die nächsten Schritte.
Sie weinte unkontrolliert, zitterte am ganzen Körper und sank voller Unglaube schluchzend in sich zusammen.
Auch nach dem Eintreffen der Rettungskräfte versuchte sie, sich davon zu überzeugen, dass eine Wiederbelebung möglich sein müsste. Selbstverständlich war sie es nicht.
Er rannte kopflos von einem Raum in den nächsten. Wahrscheinlich in der Hoffnung, etwas Hilfreiches zu entdecken. Möglicherweise konnte er nicht stehen bleiben. Er hatte Angst, von der Realität eingeholt zu werden.
Mit hervortretenden Augen murmelte er Unverständliches vor sich hin. Es half nichts – zumindest nicht der Gesamtsituation.
Blaue Striemen um den Hals bezeugten seine Entscheidung. Steife, verkrampfte Hände standen in einem unnatürlichen Winkel von seinem Leib ab, die Augen weit aufgerissen. Da war keine Ruhe, keine Entspannung, kein tiefes Lächeln.
Da lag ein Körper ohne Leben; die Todesstarre hatte seinen Todeskampf eingefroren.
Bis heute weiß ich nicht, wie lange er hing; es können nicht länger als wenige Stunden gewesen sein.
Dennoch war der Geruch überwältigend.
Er würde mich noch lange umgeben.
Das Polizeiauto hielt an der gegenüberliegenden Straße.